Was Schwangere nicht tun dürfen, ist bekannt. Rauchen, trinken und sich ja nicht falsch bewegen. Was sie tun sollen auch: Gesund essen, am besten klassische Musik dem ungeborenen Kind vorspielen, usw.. Nun ist auch wissenschaftlich belegt: Schwangere sollen sich keinem nachhaltigen Stress aussetzen bzw. diesen Stress möglichst gut bewältigen.
Bei Frauen, die in der Schwangerschaft über längere Zeit gestresst sind, steigt im Fruchtwasser die Konzentration von Stresshormonen. Das kann sich laut einer neuen Studie Schweizer Forscher negativ auf die Ungeborenen auswirken.
So wird in einem science.orf.at Artikel mit dem Titel Wie werdende Mütter ihren Stress weitergeben berichtet. Es wurde festgestellt:
«Dauert die mütterliche Belastung länger an, ist der Kortisol-Spiegel im Fruchtwasser erhöht», so Studienmitarbeiterin und Psychologin Pearl La Marca-Ghaemmaghami.
Wenn während einer Schwangerschaft also Beziehungsprobleme auftreten, falls Geldmangel oder Zukunftsangst herrscht, so kann sich das negativ aufs Kind auswirken. Was folgt nun aus dieser Beobachtung, was ist der Schluss der Studienautor*innen?
Schwangeren Frauen, die sich längeren Stresssituationen ausgesetzt sehen, raten die Psychologinnen, „sich von einer psychologischen Fachperson unterstützen zu lassen, um die Belastungen besser zu bewältigen“.
Stressbewältigung, also den Umgang mit Stress erlernen, das ist der Schlüssel. Den Autor*innen der Studie ist schnuppe, warum eine gestresste Schwangere nicht aus der Wohnung auszieht, wenn es Beziehungsprobleme gibt. Es ist auch egal warum Stress aufkommt, wenn an die finanzielle Lage nach der Geburt gedacht wird. Die Gründe für Stress sind ihnen egal. Klar ist ihnen eines: Der Umgang damit ist wichtig. Nicht an der Behebung der Gründe muss gearbeitet werden, die Belastungen müssen (individuell! auf sich selbst gestellt!) von den Schwangeren besser bewältigt werden.
Damit befinden sich die Psycholog*innen in einem Boot mit den Vertreter*innen der Resilienz und Salutogenese Theorie. Anhänger*innen dieser Theorie sehen die Gründe für die psychischen und physischen Leiden der Menschen ganz im Umgang der Menschen mit widrigen Umständen (schlechte Umwelt, finanzielle Lage, körperliche Gebrechen) und nicht an den widrigen Umständen selbst. Denn diese Umstände müssen – laut ihnen – akzeptiert werden.
Seit ein paar Jahren gibt es in einigen Studienfächern, in denen das Thema Gesundheit eine Rolle spielt, ein neues Paradigma. Die Stichworte dabei sind Aktivierung von Ressourcen, Empowerment und Resilienz. Die Idee ist, den Fokus nicht mehr auf Beschränkungen und Krankheiten, sondern auf Möglichkeiten und Fähigkeiten sowie die damit verbundenen Widerstandskräfte von Menschen aller Altersstufen zu legen.
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Es ist bedauerlich, wenn Leute sich geistig zustimmend in Verhältnissen einrichten, in denen sie als Material für fremde Zwecke der Geldverwertung verwendet werden.
Empfehlenswerter Artikel der Gruppen gegen Kapital und Nation (Bessere Gesundheit durch Selbstbetrug: Salutogenese) der sich mit dem Thema auseinandersetzt und auch auf Gründe von Stress eingeht.
Genau diese Haltung wird im verlinkten orf.at Artikel ersichtlich: Der Fokus liegt nicht auf der Kritik der Verhältnisse, die Menschen schaden, sondern darauf, Menschen klar zu machen: Kommt mit den Verhältnissen klar, an ihnen ist nicht zu rütteln. Wer damit nicht zu Rande kommt, ist selbst schuld.