Archive for the medien Category

Leider keine (künstliche) Intelligenz auf orf.at

Posted in medien with tags , , , , , , on Juni 15, 2018 by stefon

Der Hype um künstliche Intelligenzen scheint so groß zu sein, dass jegliche andere Intelligenz dabei über den Haufen geworfen wird. Forscher erschaffen psychopathische Künstliche Intelligenz, titelt orf.at am 12.6.2018. Auf science.orf.at lautet die Überschrift des detailierten Artikels „Norman“, der erste künstliche Psychopath.

Laut orf.at scheint es Forscher*innen also geglückt zu sein, eine künstliche Intelligenz (K.I.) zu erschaffen, welche psychopathische Züge aufweist. Da stellt sich doch die Frage, was ist mit psychopathisch eigentlich gemeint? Der Einfachheit halber hier die Definition von Wikipedia:

Psychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht. […]
(Wikipedia: Psychopathie)

Eine psychopathische K.I. sollte also manipulativ sein, Bedürfnissen anderer ignorant gegenüberstehen. Antisozial und irgendwie „böse“ eben.

K.I. Normal

K.I. Norman

Doch wie verhält sich diese böseste aller K.I.’s nun? Was haben die Forscher*innen erreicht?

[Die Forscher legten] „Norman“ […] eine Reihe von Tintenklecks-Bildern vor, ähnlich wie beim psychodiagnostischen Rorschachtest. Die Ergebnisse waren durchaus furchteinflößend: Während ein normal trainierter Algorithmus auf einem Bild „Menschen, die eng beieinanderstehen“ sah, antwortete „Norman“: „Ein Mann, der aus dem Fenster springt.“

Furchteinflössend, beängstigend? Eine K.I., welche nur Böses sieht? Wie haben dies die Forscher*innen erreicht? Weiterlesen

Harald Welzer wäre gerne eine Spitzmaus…

Posted in medien, politik with tags , , , , , , on Juni 9, 2018 by stefon

Bei der Lektüre des Artikels Fortschritt statt Lebendigkeit (National Geographic Mai 2018, Seite 16) von Harald Welzer möchte man fast nach einem Lineal greifen. Wie groß, fragt man sich unbewusst, ist denn das Hirn des Autors. Der von Beruf wegens kulturpessimistische Autor erzählt uns nämlich folgendes:

Da habe ich gelernt, dass die Jäger und Sammler, die früheste Lebensform des Homo Sapiens, ein größeres Hirn hatten […].

Außerdem ist bei all dem Rackern [Anm. des Autors: Arbeit am Feld anstatt Jagen und Sammeln] das Gehirn kleiner geworden. ich nehme an: Die Jäger und Sammler haben sich das eine Weile angeguckt und sind dann kopfschüttelnd ihrer Wege gegangen.

Kopfschüttelnd des Weges würde man auch gehen, würde man so einen Artikel in irgend einem Blog finden. Er findet sich jedoch in einem – man möchte im ersten Moment glauben – seriösen Magazin: Der deutschen Ausgabe der National Geographic.

Prozessoren werden kleiner und kleiner – können sie dadurch immer weniger? Nein, sie werden im allgemeinen effizienter. Aber vielleicht ist das bei Gehirnen ja anders?

Die relative Größe des Gehirns in einem Tier wird häufig als Maß für dessen Intelligenz betrachtet. So haben Menschen mit 1,3 bis 1,5 Kilogramm deutlich kleinere und leichtere Gehirne als Pottwale (8,5 Kilogramm) und Elefanten (5 Kilogramm), doch bezogen auf die Körpermasse liegen sie auf den ersten Blick weit vorn im Tierreich: Das Denkorgan macht rund zwei Prozent ihres Gewichts aus.
Wieso aber ist dann die Spitzmaus mit einem relativen Gehirngewicht von vier Prozent bisher nicht durch bedeutende intellektuelle Leistungen aufgefallen? (Süddeutsche Zeitung – Wie Intelligenz und Größe zusammenhängen)

Jetzt mag man so eine Flapsigkeit in einem humoristisch gemeinten Text verzeihen. Doch Harald Welzer meint es ernst: Er findet, der Mensch entwickelt sich seit der Sesshaftigkeit in die falsche Richtung. Weiterlesen

Stress in der Schwangerschaft: Ein Vergehen der Schwangeren gegen das eigene Kind?

Posted in antikapitalismus, feminismus, frauen, medien, politik, soziales with tags , , , , , , , on Mai 29, 2017 by stefon

Was Schwangere nicht tun dürfen, ist bekannt. Rauchen, trinken und sich ja nicht falsch bewegen. Was sie tun sollen auch: Gesund essen, am besten klassische Musik dem ungeborenen Kind vorspielen, usw.. Nun ist auch wissenschaftlich belegt: Schwangere sollen sich keinem nachhaltigen Stress aussetzen bzw. diesen Stress möglichst gut bewältigen.

Bei Frauen, die in der Schwangerschaft über längere Zeit gestresst sind, steigt im Fruchtwasser die Konzentration von Stresshormonen. Das kann sich laut einer neuen Studie Schweizer Forscher negativ auf die Ungeborenen auswirken.

So wird in einem science.orf.at Artikel mit dem Titel Wie werdende Mütter ihren Stress weitergeben berichtet. Es wurde festgestellt:

«Dauert die mütterliche Belastung länger an, ist der Kortisol-Spiegel im Fruchtwasser erhöht», so Studienmitarbeiterin und Psychologin Pearl La Marca-Ghaemmaghami.

Wenn während einer Schwangerschaft also Beziehungsprobleme auftreten, falls Geldmangel oder Zukunftsangst herrscht, so kann sich das negativ aufs Kind auswirken. Was folgt nun aus dieser Beobachtung, was ist der Schluss der Studienautor*innen?

Schwangeren Frauen, die sich längeren Stresssituationen ausgesetzt sehen, raten die Psychologinnen, „sich von einer psychologischen Fachperson unterstützen zu lassen, um die Belastungen besser zu bewältigen“.

Stressbewältigung, also den Umgang mit Stress erlernen, das ist der Schlüssel. Den Autor*innen der Studie ist schnuppe, warum eine gestresste Schwangere nicht aus der Wohnung auszieht, wenn es Beziehungsprobleme gibt. Es ist auch egal warum Stress aufkommt, wenn an die finanzielle Lage nach der Geburt gedacht wird. Die Gründe für Stress sind ihnen egal. Klar ist ihnen eines: Der Umgang damit ist wichtig. Nicht an der Behebung der Gründe muss gearbeitet werden, die Belastungen müssen (individuell! auf sich selbst gestellt!) von den Schwangeren besser bewältigt werden.

Damit befinden sich die Psycholog*innen in einem Boot mit den Vertreter*innen der Resilienz und Salutogenese Theorie. Anhänger*innen dieser Theorie sehen die Gründe für die psychischen und physischen Leiden der Menschen ganz im Umgang der Menschen mit widrigen Umständen (schlechte Umwelt, finanzielle Lage, körperliche Gebrechen) und nicht an den widrigen Umständen selbst. Denn diese Umstände müssen – laut ihnen – akzeptiert werden.

Seit ein paar Jahren gibt es in einigen Studienfächern, in denen das Thema Gesundheit eine Rolle spielt, ein neues Paradigma. Die Stichworte dabei sind Aktivierung von Ressourcen, Empowerment und Resilienz. Die Idee ist, den Fokus nicht mehr auf Beschränkungen und Krankheiten, sondern auf Möglichkeiten und Fähigkeiten sowie die damit verbundenen Widerstandskräfte von Menschen aller Altersstufen zu legen.
[…]
Es ist bedauerlich, wenn Leute sich geistig zustimmend in Verhältnissen einrichten, in denen sie als Material für fremde Zwecke der Geldverwertung verwendet werden.
Empfehlenswerter Artikel der Gruppen gegen Kapital und Nation (Bessere Gesundheit durch Selbstbetrug: Salutogenese) der sich mit dem Thema auseinandersetzt und auch auf Gründe von Stress eingeht.

Genau diese Haltung wird im verlinkten orf.at Artikel ersichtlich: Der Fokus liegt nicht auf der Kritik der Verhältnisse, die Menschen schaden, sondern darauf, Menschen klar zu machen: Kommt mit den Verhältnissen klar, an ihnen ist nicht zu rütteln. Wer damit nicht zu Rande kommt, ist selbst schuld.

Die Marktwirtschaft: Eine Konkurrenz die keine sein müsste?

Posted in antikapitalismus, kapitalismus kritik, medien with tags , , , , , , , on April 17, 2017 by stefon

In einem Kommentar auf heise online mit dem Titel Offene Standards gegen das Chat-Monopol wird die Frage gestellt, ob es für Unternehmen überhaupt sinnvoll ist, durch inkompatible Chatstandards ein Monopol erreichen zu wollen.

Konkurrenz ist gut für den Nutzer. Doch aktuell streiten sich Anbieter von Chat-Plattformen vor allem um das nächste Monopol. Dabei würden auch sie langfristig von einer Einigung auf einen offenen Standard profitieren, meint Moritz Förster.

Die Beobachtung, die in diesem Kommentar beschrieben wird, trifft auf jeden Fall zu.

In den letzten Jahren erschienen gefühlt monatlich neue Dienste, die alle eine noch bessere Kommunikation versprechen. Und das gilt nicht nur für an Endnutzer gerichtete Messenger. Gerade im Bereich der Unternehmenssoftware integrieren immer mehr Anbieter ihre eigene Chat-Software.

Wer kennt sie nicht? Whatsapp, Telegram, Facebook Messenger, Wire, Signal, … Im Unternehmensbereich stehen Microsoft Teams, Slack oder auch Atlassian Hipchat zur Verfügung. Was auffällt: Wer das eine Chatprogramm A nutzt, kann nicht mit Nutzer*innen von Chatprogramm B kommunizieren, usw usf. Um einen möglichst großen Nutzen für die Benutzer*innen der Programme scheint es also nicht zu gehen. Das erkennt auch der Autor des Kommentars.

Stattdessen haben die Anbieter etwas anderes im Sinn: Anwender können nur selten Nachrichten mit Nutzern anderer Dienste austauschen. Lieber sollen sie im eigenen Netz eingesperrt bleiben. […] Entsprechend konkurrieren die Anbieter nur mit einem Ziel – hin zum Monopol.

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Update zum Riseup Canary: Entwarnung

Posted in medien, netzkultur with tags , , , , on April 2, 2017 by stefon

In zwei vorherigen Blogposts (1, 2) habe ich bereits über das Thema Riseup.net und deren abgelaufenen Canary berichtet. Seit Mitte Februar ist nun klar, was passiert ist:

Nach Ausschöpfung aller rechtlichen Optionen hat Riseup vor kurzem enschieden, zwei verdeckten FBI-Anordnungen (“warrants”) des FBI nachzukommen, anstatt Widerstand gegen die Vollstreckung zu leisten (was zur Inhaftierung von Riseup-Vögeln und/oder Auflösung der Organisation Riseup geführt hätte). Der erste Befehl betraf die öffentliche Adresse eines internationalen DDoS-Erpresserrings. Der zweite richtete sich gegen ein Konto, das Erpressungssoftware (“ransomware”) nutzte, um Geld zu erpressen.
[…]
Es gab eine „Maulkorb-Anordnung“ („gag order“), die es uns bis jetzt verboten hat, auch nur die Existenz der Befehle offenzulegen. Dies ist auch der Grund, weshalb wir unseren „Canary“ nicht aktualisieren konnten.
[zur vollständigen Pressemitteilung]

Durch die etwas weit gefasste Definition in was für einer Situation der Kanarienvogel anschlagen sollte (also: nicht mehr aktualisiert wird) wurde das ganze Durcheinander und Rätsel raten ausgelöst. Laut Riseup wurden keine Beutzer*innendaten von staatlicher Seite abgegriffen.

Um einer ähnlichen Situation in der Zukunft vorzubeugen, wurde der Canary nun angepasst.

Der „Canary“ war so breit angelegt, dass jeder Versuch, einen neuen herauszugeben, ein Verstoß gegen die „Gag-Order“ bzgl. der Ermittlung gegen ein DDoS-Erpresserring und eine Ransomware-Operation gewesen wäre. Dies ist nicht wünschenswert, weil es, wenn eine Reihe von kleineren Dingen passiert, dazu führt, dass die Nutzer_innen annehmen müssen, etwas großes sei passiert.

Canary

Canary

Dies spiegelt sich auch im neuen Canary wider. Zusammengefasst: Gut ist’s gegangen, nix is geschehen. Mensch kann auch zwei positive Ergebnisse mitnehmen:

  • ein angepasster Canary, der nun besser aufzeigt, ob mensch sich Sorgen machen muss
  • das bewusst machen, wie abhängig mensch von genau einer Plattform ist (sei diese auch so sympathisch wie riseup.net)

Menasse ist ein Demokratieidealist. Schlimm genug. Oder ein Idiot. Ebenfalls schlimm genug.

Posted in antikapitalismus, kapitalismus kritik, medien, politik with tags , , , , , on Mai 30, 2016 by stefon

Nachdem wir nun Robert Menasse im Titel dieses Blogposts ins Eck eines Deppens oder eines Menschens, der immer verzweifelt auf der Suche nach der „wirklichen“ Demokratie ist, gestellt haben, brauchen wir uns ja nun keine Gedanken mehr darüber machen, warum er so ein schlechter oder dummer Mensch ist.

Wenn es nach Robert Menasse selbst ginge, würde das wohl zutreffen. In einem Interview mit dem Kurier gibt er folgendes von sich:

Ich frage Sie, was es für einen Unterschied macht, ob einer, der Nazis wählt, ein Nazi ist oder nicht. Hofer ist einer. […] Sagen wir, er bekommt eine Million Stimmen. Wie nennen wir diese Stimmen? Wir nennen sie Stimmen für einen Nazi. Und ob die Wähler, die diese Stimmen abgegeben haben, sich selbst als Nazis bezeichnen oder als Patrioten oder als Volk oder als sonst irgendetwas, ist doch völlig unerheblich! Dabei glaube ich sogar, dass die meisten keine Nazis sind. Ehrlich nicht! Sie sind Faschisten. Schlimm genug. Oder Idioten. Ebenfalls schlimm genug.

Und dass alle Wähler*innen von Hofer nun Faschist*innen oder Idiot*innen sind, ist natürlich praktisch. Weil das weiß mensch ja: Mit solch einem Menschenschlag braucht eine*r nicht reden und deren Gedankengänge sind nicht zu ergründen. Warum auch? Sie sind ja entweder dumm (weil Idiot*innen) oder schlecht (weil Faschist*innen).

Menasse stellt sich also nicht die Frage, was für Gründe es für Leute gibt FPÖ oder Hofer zu wählen. Warum setzt er sich nicht mit den Argumenten dieser Menschen auseinander? Warum will er sich nicht mit deren Angst vor einer „EU-Diktatur“ auseinandersetzen? Was sagt er zu den Ängsten vor dem sozialen Abstieg? Wie kommt es dazu, dass Menschen, die vorher eine gute Meinung zur Demokratie hatten, plötzlich Tendenzen zu faschistischen Positionen haben? Zu all dem hat er nichts zu sagen, all diese Fragen wischt er einfach weg.

Es gibt aber auch einen guten Grund, warum er diese Fragen wegwischt. Weil er als Demokrat den Faschismus nicht ordentlich kritisieren kann. (Im Interview kann seine gute Meinung über die Demokratie nachgelesen werden).

Kurz argumentiert von mir:

  • Solange es den Menschen gefühlt gut geht, ist die Demokratie aus deren Sicht auch ein gutes Instrument. Da streiten zwar die Parteien, aber es kommt doch irgendwie ein wirtschaftliches Wachstum und Arbeitsplätze raus.
  • Geht es mit der Wirtschaft bergab, werden die Arbeitsplätze geringer und die Arbeitslosenzahlen höher – oder steigt einfach „nur“ die Angst vor dem Abstieg, sinkt auch die Toleranz zur Parteienstreiterei. Es wird nicht mehr akzeptiert, dass sich Parteien streiten anstatt GEMEINSAM für das Wohl von – in diesem Falle – Österreich einzusetzen.
  • Die Streiterei nimmt kein Ende und das wird von Menschen als der Grund für die schlechte Lage des Landes gesehen. Es wird ein Ende der Streiterei eingefordert. Ein Schulterschluß aller Anständigen. Eine starke Hand usw usf.

Und warum kann das von Menasse nicht kritisiert werden? Weil die Demokratie eine Herrschaftsform ist, die auf der Parteienkonkurrenz basiert. Eine Herrschaftsform ist, welche sich um wirtschaftliches Wachstum eines Landes kümmert. Dem Wachstum einer Wirtschaftsform, in der es an jeder Ecke und jeder Ebene ein Hauen und Stechen in der Konkurrenz gibt. Würde Menasse den Faschismus anständig kritisieren, müsste er diese mit einer Kritik der Demokratie und des Kapitalismus verbinden.

… und genauer nachzulesen in einem Artikel von Freerk Huisken – Warum Demokraten (Neo-)Faschisten nicht kritisieren, sondern nur verbieten können oder auch als Buch Der demokratische Schoß ist fruchtbar….

Warum ist das nun wichtig? Warum denn nicht einfach Nazis/Hofer/FPÖ/Faschisten schlimm und böse finden? Oder einfach nur dumm? Weil Leute nicht plötzlich und von einem Moment zum anderen so werden. Sondern Argumente und Gedankengänge dazu führen, dass sie diese Positionen übernehmen. In der Demokratie und in dieser Herrschaftsform steckt der Grund und der Keim für faschistisches Denken und Positionen. Immer erst aufschreien wenn die Leute zu Faschist*innen oder Nazis geworden sind, ist zu spät.

 

Und wenn er doch nicht ganz unrecht hat der Hr. Schelling?

Posted in antikapitalismus, kapitalismus kritik, medien, politik, soziales with tags , , , , on Juli 29, 2015 by stefon

Ob er nun der Meinung ist, dass das Arbeitlosengeld zu hoch ist oder er dafür sorgen will dass Arbeitslose weniger Jobs ablehnen dürfen – eines ist Finanzminister Schelling sicher: Aufmerksamkeit in den Medien und zustimmende aber auch ablehnende Meinungen in den sozialen Medien.  Anhand einer dieser, in dem Falle ablehnenden, Meinungen, kann gezeigt werden, wie sinnvoll es ist, sich moralisch über Schellings Forderungen zu empören.

SPÖ-Politikerin Tanja Wehsely kritisiert Schelling auf Facebook folgendermassen:

Unfassbare aber durchschaubare Neiddebatte von Oben! Schelling, der Weingutbesitzer, weiss warum es schiefläuft: zu hohes Arbietslosengeld…nicht die Löhne etwa sind zu niedrig! Menschen brauchen ein Einkommen zum Auskommen!!! BM Hundstorfer warnt schon seit einiger Zeit, dass die ÖVP diesen Angriff startet! Wir werden ihn abwehren!

Screenshot Tanja Wehsely

Screenshot Tanja Wehsely

Für diesen Blogpost sei mal davon abgesehen, dass gerade SPÖ-Politiker_innen sich nicht über Sozialabbau oder menschenfeindliche Gesetzgebung beschweren sollten. Sie machen ja seit Jahren dabei mit. Vielmehr soll die Frage gestellt werden, ob die Kritik von Fr. Wehsely wirklich zutrifft. Weiterlesen

Gegen ein Europa der Konzerne, für ein Europa der Klein- und Mittelunternehmen?

Posted in antikapitalismus, kapitalismus kritik, medien with tags , , , , , on Januar 23, 2015 by stefon

Wer links und alternativ ist und etwas auf sich hält, der kennt es. Das Unternehmen namens GEA, welches die bekannten Waldviertler Schuhe produziert. Ich habe sie bereits mal erwähnt (2008, lange ists her) und in einem Blogposting für einen ethischen und nachhaltigen Konsum geworben. Wer wissen will, warum ich von dieser Art des politischen Aktivismus nichts mehr halte, kann sich dieses spannende Video ansehen.

Einige von euch kennen vielleicht auch das regelmässig erscheinende Magazin brennstoff von GEA.  In diesem wird viel philosophiert, kritisiert und bedauert. In der Ausgabe Nr. 39 / Jänner 2015 lässt sich dort ein interessantes Editorial vom Herausgeber des brennstoffs und Besitzer von GEA Heini Staudinger (bekannt durch seinen Auseinandersetzungen mit der Finanzmarktaufsicht FMA) finden.

Der Vorreiter für eine gerechte Gesellschaft und intakte Umwelt teilt uns mit wie er wirtschaftet.

Meine Lebensraumpflege heißt: mich zu bemühen, gute Arbeit zu leisten, ordentliche Schuhe zu machen, wohlige Matratzen zu erzeugen …, zu versuchen, ein guter Arbeitgeber zu sein, die Vitalität in unserem Ort zu fördern, Freundschaften zu pflegen und, und, und … diese Aufgaben stehen in meiner Dringlichkeitsliste an erster Stelle.

Ganz locker blickt er darüber hinweg, dass er Ziele aufzählt, die sich selbst widersprechen. Konkret: Ordentliche Schuhe zu machen und ein guter Arbeitsgeber zu sein, widerspricht klar dem Ziel „gute Arbeit“ zu leisten. Denn was soll denn „gute Arbeit leisten“ für einen Unternehmer bedeuten. In erster Linie wohl: Das Unternehmen erhalten. Etwas weniger unschuldig und konkreter ausformuliert: Das Unternehmen muss einen Profit abwerfen. Denn es ist ja auch klar: Ein Unternehmen, welches keinen Gewinn sondern Verlust macht, kann keine Rechnungen bezahlen. Da ist dann auch mal schnell Schluss mit der schönen Produktion von Schuhen und Matratzen. Weiterlesen

„Nicht nur zur Weihnachtszeit!“, aber auch dann liegt die AK Salzburg leider daneben…

Posted in antikapitalismus, medien, politik, soziales with tags , , , , on Januar 1, 2015 by stefon

Im mAKazin (dem Infomagazin der AK Salzburg für Betriebsratmitglieder & SVP | Nr.2 / Dezember 2014) wird im Kommentar mit dem Titel „Nicht nur zur Weihnachtszeit!“  von Siegfried Pichler (Präsident der AK Salzburg) auf etwas richtiges hingewiesen.

In der Weihnachtszeit werden Arbeitgeber bei Weihnachtsfeiern nicht müde, die Bedeutung der Arbeitnehmer für den Betrieb zu betonen.

Beschworen wird bei Weihnachtsfeiern die Zusammengehörigkeit von Unternehmen und ArbeitnehmerInnen: Durch motivierende Reden der Chefitäten, durch Bonuszahlungen der Unternehmen (so niedrig diese auch ausfallen) und durch das vierzehnte Monatsgehalt (Weihnachtsremuneration – welche ja nicht freiwillig, sondern durch den Kollektivvertrag, so vorhanden, bezahlt werden muss). In diesen Dezembertagen werden die MitarbeiterInnen des Betriebs eingeschworen auf ein weiteres Jahr, in welchem sie motiviert und engagiert an die Arbeit gehen sollen.

Arbeitnehmer sollen für möglichst wenig Geld immer mehr leisten – sie verkommen zum Kostenfaktor.

So beklagt sich Siegfried Pichler darüber, dass Unternehmen – wie überraschend – ArbeitnehmerInnen „auch mal“ als Kostenfaktor sehen. In diesem kleinen Wort „verkommen“ zeigt sich auch das (falsche) Verständnis der AK vom Zusammenspiel von Unternehmen und ArbeitnehmerInnen. Denn ArbeitnehmerInnen „verkommen“ nicht zum Kostenfaktor, sie sind es immer. Unternehmen stellen Menschen nicht zum Spass ein. Menschen werden nur dann eingestellt, wenn sich das Unternehmen dadurch einen Gewinn verspricht. Anders gesagt: Wenn der/die MitarbeiterIn mehr Wert produziert. als Lohn gezahlt werden muss.

In der Profitrechnung stellt sich das auch ganz klar dar: Vom Gewinn des Unternehmens werden Miete von Gebäude, die Kosten für verbrauchte Ressourcen, für neue Maschinen usw. abgezogen. Und nicht zuletzt natürlich auch die ausbezahlten Löhne. Wenn diese Löhne also ein Abzug vom Profit sind, was sind sie dann anderes als ein Kostenfaktor für das Unternehmen. Sie „verkommen“ nicht dazu, sie sind es in der kapitalistischen Wirtschaftsweise immer. Das wissen auch die Unternehmen, die ja auch immer versuchen die Löhne zu drücken oder aus ArbeitnehmerInnen mehr Arbeit für gleichen Lohn zu pressen.

Wer die Augen vor diesem Interessenswiderspruch zwischen ArbeitnehmerInnen und Unternehmen verschließt, der oder die kann nur so klagen:

Oft vermisst man konkrete Taten, das Besinnen auf Werte wie Gerechtigkeit und gute Arbeit! Stattdessen passiert das Gegenteil: Die Arbeitnehmer sollen immer mehr für möglichst weniger Geld leisten.

Wer jedoch verstanden hat, dass die herrschende Wirtschaftsweise nicht das Wohlergehen der arbeitenden Bevölkerung im Sinne hat, der oder die beklagt und skandalisiert dann auch nicht den Normalbetrieb dieser Wirtschaft. Wer dies verstanden hat, kritisiert diese Wirtschaftsweise und versucht Menschen von der Notwendigkeit diese zu überwinden zu überzeugen.

Der Verrückte von der Krim?

Posted in medien, politik with tags , , , , , on März 19, 2014 by stefon

Ukraine. Russland. Putin. Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden. Klar ist: Hier spielt ein Verrückter mit Feuer. Putins übersteigerter Machismus und seine Unberechenbarkeit führt dazu, dass die Staatengemeinschaft in einen Strudel von Sanktionen und militärischen Provokokationen verstrickt wird. Am schönsten fasst dies die Zeitung News mit ihrem Titelbild zusammen.

Putin als Joker

Putin als Joker

Der Text unter dem Titelbild „Wladimir Putin – Der Feind der Welt – So gefährlich ist er für uns“ sagt auch alles was zu wissen ist. Er ist verrückt. Er ist feindlich. Und das wichtigste: Er ist gegen „uns“.

Und wer nun meint das sei doch eine etwas ZU simple Darstellung der Vorgänge, der oder dem muss ich rechtgeben. Aber: Genauso wird die politische Situation in den (österreichischen) Medien behandelt. Wie objektiv und neutral der ORF berichtet? Dazu gibt es auch einen netten Teletext-Screenshot vom 19.3.

Objektive Berichterstattung des ORFs

Objektive Berichterstattung des ORFs

Was ist also hier zu kritisieren? Warum sollten „wir“ uns fürchten? Und wer ist denn eigentlich mit diesem „uns“ gemeint? Ein detailierter Artikel des Gegenstandpunkts mit dem Titel „Europa geht bis an die Grenzen seiner Methode friedlicher Eroberung und darüber hinaus“ fasst die Proteste in der Ukraine, ihre Ursprünge und ihre Folgen gut zusammen.

Der Streit um die Ukraine eskaliert. Und alle Welt weiß, dass es da allein um die Frage geht, wohin die Ukraine „gehört“: „zu uns“, nach Europa oder zu Russland. Was dieses „Gehören“ so alles einschließt, braucht nicht weiter zu interessieren, nachdem das Geschehen komplett unter die nützliche Abstraktion „Gewalt gegen friedliche Demonstranten“, also wieder einmal „Freiheit gegen Unterdrückung“ subsumiert worden ist. Ukraine-Versteher und Beobachter vor Ort liefern ausgewogene Stellungnahmen zur Gewaltfrage ab. Mit gewissen Wahrnehmungsstörungen wiederholen sie unablässig die Formel vom „friedlichen“ und damit legitimen Charakter des Protests, während im Hintergrund Brandbomben fliegen, sorgen sich anschließend darum, ob Klitschko den schwarzen Block aus ukrainischen Nationalisten und Kiewer Ultras „unter Kontrolle“ hat, und erklären im nächsten Moment, dass der per definitionem friedliche Protest in Wut und Enttäuschung umschlagen muss, wenn die Regierung Janukowitsch den Forderungen nicht augenblicklich nachgibt und zurücktritt. So etwas ist nach ihren Auskünften bei einer echt demokratischen Protestkultur einfach die Regel.

Hier wird klargestellt: Welche Interessen die EU/der Westen/die USA in der Ukraine hat und welche Folge der Machtwechsel dort für Russland hat, spielt in den Medien wenig Rolle. Was für die Medien zählt, ist dass eine westlich gewandte Bewegung an ihrer Machtergreifung gehindert wird.

Der deutsche Außenminister warnt den ukrainischen Präsidenten, er solle bloß nicht an eine gewaltsame Lösung denken, während die Maidan-Mannschaften ein Ministerium nach dem anderen besetzen und Aufrufe zum Staatsstreich erlassen. Aus dem Weißen Haus erfolgt die Bekanntgabe, dass man dort für alle Gewalttätigkeiten die ukrainische Regierung verantwortlich macht, die sich am Willen ihres Volkes vergeht. Wo der ukrainische Volkswille, egal in welche Fraktionen er sich im Land auseinanderlegt, wirklich hin will, weiß man offensichtlich in Washington, Berlin und Brüssel am besten. Wenn es nicht anders geht, muss die Nation mit einem Kapitel Bürgerkrieg auf den richtigen Weg gebracht werden.

Es soll nun auch gar nicht darum gehen Putin zu verteidigen. Es geht vielmehr darum klarzustellen: Putins Handlungen sind sachlich nachvollziehbar, sind keine Handlungen eines irrationalen Verrückten, sondern eines Staatsführers der die Interesse seines Staates genauso im Auge hat wie Merkel die Deutschlands und Obama die der USA. Und auch DAMIT soll nicht gesagt werden: Ja wenn die Interessen der Nationen der Grund für die Vorgänge sind, dann müssen diese ja auch moralisch in Ordnung gehen. Es ist vielmehr ein weiteres Indiz dafür, dass das Interesse der Nationen und Staaten eben nicht gleichbedeutend ist mit den Interessen und den Bedürfnissen der Menschen.

Bei der westlichen Lesart – das Volk der Ukraine will nach Europa und begehrt auf gegen ein „korruptes Regime“, das den Staat wieder unter die russische Knute führen will – kommt die Substanz des Streits ein bisschen zu kurz. Wieso mündet der Dissens über ein angebliches Freihandelsabkommen in Straßenschlachten mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen? Warum hat sich die Janukowitsch-Mannschaft nach ihrer vorhergehenden weitreichenden Bereitwilligkeit dann doch für außerstande erklärt, sich auf die Bedingungen der EU einzulassen und das Abkommen zu unterschreiben? Und wenn schon „unerhörter wirtschaftlicher Druck“ aus Russland zur Erklärung bemüht wird, warum haben es dann die Euro-Politiker erst einmal kategorisch abgelehnt, in einen „Bieterwettbewerb“ einzusteigen und die Ukraine mit ökonomischen Zugeständnissen von diesem Druck zu entlasten? Warum haben sie stattdessen alles dazu getan, die politischen Gegensätze in der Ukraine so weit aufzurühren, dass die westlichen Medien jetzt mit geheuchelter Entrüstung auf Verletzte und Tote deuten können? Und warum betreibt dasselbe Europa, das sich unentwegt über die Untauglichkeit seiner letzten Eroberungen auf dem Balkan beschwert, mit einer solchen Unerbittlichkeit den Anschluss der Ukraine, dass ihm offensichtlich jedes Mittel recht ist, auch wenn das Staatswesen, das es sich angliedern will, auf diesem Weg immer unbrauchbarer gemacht wird? Das wird wohl so ein Fall von „Verantwortung in einer globalisierten Welt“ sein, von der Merkel und Kollegen behaupten, dass die Welt sie von „uns“ erwartet.

Wer also neugierig ist, wie sich die Konflikte in der Ukraine lesen lassen, wenn die nationalistische Brille abgelegt ist, sollte sich den Artikel zu Gemüte führen (oder wenn ein Podcast angenehmer ist, sich diesen anhören: „Deutschland schürt den Umsturz in der Ukraine: Wem gehört Osteuropa?„).