… Im Laufe der Zeit konnte ich auch auf immer mehr Dinge verzichten, vor allem, was den täglichen Konsum betrifft. …
… auch wenn ich kein Geld hatte; fühle ich mich wie ein König …
… Deshalb war auch der Schritt zurück ins Arbeitsleben einfach, weil ich wieder arbeiten wollte und auch kein Problem hatte, Jobs anzunehmen, die nicht meiner Ausbildung entsprechen. Heute habe ich wieder meinen Platz in der Mitte der Gesellschaft, weil ich meine persönliche Mitte gefunden habe.
[Apropos – Strassenzeitung Salzburg Januar 2012 / „Frei wie ein König“]
So lesen sich Ausschnitte eines Artikels zum Thema Armut in der Salzburger Strassenzeitung Apropos. Eine Person verliert ihren Arbeitsplatz und muss monatelang in einem Auto leben. Anstatt jedoch ein wirtschaftliches System anzuprangern, in dem „zu wenig Arbeit“ etwas negatives ist, statt ein Zeichen von Fortschrittlichkeit zu sein, wird diese Armut, diese Mittellosigkeit wie eine Kur gegen den privaten Konsumwahn dargestellt.
Diese Position, die Gier der Menschen anzuprangern, Bescheidenheit als etwas positives zu zeigen, ist keine Seltenheit. Nicht nur PolitikerInnen fordern von den BürgerInnen den Gürtel enger zu schnallen. Nicht nur Firmenchefs erwarten sich in Zeiten wirtschaftlicher Krise bescheidene (sprich: billige) Arbeitskräfte. Nein, auch progressive, „linke“ oder alternativ denkende Menschen sehen viele Probleme unserer Gesellschaft in der Gier der kleinen Leute.
Es wird zu viel Nahrung weggeschmissen? Das liegt daran weil die Leute zuviel kaufen und schlecht damit haushalten. Es wird zuviel CO2 produziert? Das liegt daran dass die Menschen überall mit dem Auto hinfahren und zu wenig Stromsparen. Wir haben die Wirtschaftskrise? Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt. Alle diese Antwort eint die Position: Die Leute sind zu gierig, sie wollen zuviel.
Was nicht gesagt wird, was unterschlagen wird, was vergessen wird ist jedoch: 2/3 des Vermögens (in Österreich und den allermeisten Staaten) liegt in der Hand von 10%. Doch auch ohne diese Statistik sollte klar sein: Jeder Einkauf führt eigentlich vor Augen wie bescheiden wir leben und sind. Volle Supermärkte, massenhaft Autohäuser und Elektronikläden. Alles voller Dinge die wir uns entweder gar nicht leisten können oder nur unter grossen Anstrengungen. Es zeigt sich eben: Produziert wird nicht für die Bedürfnisse der Menschen (denn wäre das so, dann würden nicht so viele Waren sinnlos und unbenutzt rumstehen) sondern nur für den Profit der Firmen.
Daher sage ich: Gierig will ich die Menschen haben. Wütend über ihre wenigen Dinge die sie sich leisten können. Volle Supermärkte und leere Geldbörsen sollen den Gedanken hervorbringen: Was ist das für ein System in dem ich 40 Stunden die Woche oder mehr arbeite und ich (und der allergrösste Teil aller anderen) nur einen Bruchteil dessen bekomme was ich produziere.
Wären die Menschen gieriger, würden sie sich diese Situation nicht gefallen lassen. Sie würden erkennen: Wenn gemeinsam für die Bedürfnisse aller produziert wird, stehen nicht massenhaft Autos in den Autohäusern und verrosten. Nein, es würden genug Autos produziert für die Bedürfnisse der Menschen. Und: Wenn es das Bedürfnis der Menschen ist keinen Klimawandel zu haben, würden halt weniger Autos produziert werden.
Daher bitte ich alle Menschen die dies lesen: Provoziert. Wo immer ihr von der problematischen Gier der Menschen lest: Schreibt/sprecht/… gegen eine Politik der Bescheidenheit an!