Archiv für Dezember, 2010

Rosa Luxemburg und die Kunst der Politik

Posted in review with tags , , , , on Dezember 30, 2010 by stefon

Vor ein paar Wochen habe ich das Buch „Rosa Luxemburg und die Kunst der Politik“ von Frigga Haug fertig gelesen, heute raffe ich mich endlich auf (ganz wenig) darüber zu schreiben.

Das Buch ist in mehrere (inhaltlich unterschiedliche) Kapitel unterteilt. Dabei war für mich das Kapitel „Revolutionäre Realpolitik“ das spannendste.

In diesem geht es um den Umgang mit Widersprüchen zwischen den Zielen/der Utopie die erreicht werden will und der Tagespolitik. Es dreht sich alles darum, wie die politischen Aktionen im jetzt, ausgerichtet werden auf das Fernziel das erreicht werden soll. Sehr lesenswert: Schliesslich sollte es bei politischen Aktivismus nicht um beliebiges rundumschlagen, sondern um das Erreichen eines Zieles gehen.

In den anderen Kapitel geht es um die Fragen wie: Setzt sich Rosa Luxemburg angemessen mit der Situation von Frauen auseinander, die wissenschaftliche Methodik von Luxemburg, Spannungsverhältnis von Theorie und Empirie, Luxemburg und Gramsci gemeinsam denken und ein Diskurs über die Positionen von Hannah Arendt über Luxemburg.

Insgesamt ist das Buch sicher nicht geeignet für EinsteigerInnen in linke Theorie/Marxismus oder Menschen die einfach mehr über Rosa Luxemburg wissen wollen. Dafür ist dann doch etwas viel Hintergrundwissen notwendig um die Diskussionen richtig zu verstehen.

Das Kapitel zum Thema revolutionäre Realpolitik ist aber jedem und jeder zu empfehlen!

Schwarzbuch Landwirtschaft

Posted in kapitalismus kritik, politik with tags , , , , , , on Dezember 21, 2010 by stefon

Gerade habe ich das Schwarzbuch Landwirtschaft von Hans Weiss fertig gelesen.

Das Buch selbst finde ich jetzt nicht so grossartig gelungen. Es wirkt nicht wie aus einem Guss, sondern ist zusammengesetzt aus (durchaus informativen) Themen aus dem Bereich Landwirtschaft in Österreich. Durch die Kürze des Buches (173 Seiten) werden diese Themen jedoch eher angeschnitten als wirklich detailiert diskutiert.Was nicht nur ein Nachteil sein muss: Das Buch liest sich schnell, es gibt eine Faktenaufstellungen und gibt Anstösse sich mit gewissen Themen stärker auseinanderzusetzen.

Was mensch aus dem Buch lernen kann

  • Bei Bio ists genauso wie be allem anderen: Wenn mensch den Betrieb nicht kennt, kann keine Aussage getroffen werden
  • Mateschitz, ein ehemeliger Finanzchef Swarovskis, Hans Michael Piech, … sind alles Bergbauer und kassieren daher Subventionen zum Erhalt eines stabilen Einkommens
  • Der Raiffeisen Konzern hatte im Jahr 2009 eine Gesamtbilanz von 265 Mrd Euro, das österreichische Bundesbudget beträgt 2008 gerade mal 148 Mrd. Euro
  • Die österreichischen Raiffeisenbanken zahlten in den Jahren 2006 – 2008 Steuern von 1,8% (Gewinn: 1,8 Mrd, Euro, Steuer 19 Mio. Euro)
  • In den letzten Jahrzehnten wurden in Tirol Ländereien aus Gemeindebesitz übertragen an Bauernfunktionäre, alte Bauernfamilien, … ohne dass diese etwas zahlen mussten

Für mich interessant wäre: Kennt wer von Euch eine gute Doku, Buch, .. über den Raiffeisen Konzern?

Sozialbericht 2009 – 2010: Vermögensverteilung

Posted in politik, soziales with tags , , , , , , on Dezember 15, 2010 by stefon

Der Sozialbericht 2009 – 2010 des Sozialministeriums ist nun verfügbar

An die große Glocke hängt die Regierung die Sache nicht. Ohne Präsentation veröffentlicht das Sozialministerium am Mittwoch den neuen Sozialbericht – und damit Daten, die vor dem Beschluss des Sparbudgets für missliebige Stimmung sorgen könnten.
….
Nur zwei Prozent der Sparbücher weisen laut Bankenstatistik Einlagen über 50.000 Euro auf. Auf diese Minigruppe entfällt ein ganzes Drittel der Spareinlagen von 159 Milliarden.
[derStandard.at]

Lesen wir mal was da zum Beispiel steht (Seite 17)

Die Top-10% halten 37% (hochgerechnet 170 Mrd. EUR) an den gesamten Immobilienwerten in Hauptwohnsitzen und 85% (hochgerechnet 370 Mrd. EUR) des gesamten weiteren Immobilienvermögens.

Nun das sieht ja nicht gerade nach einer gleichmässigen Verteilung von Reichtum aus. Doch, keine Angst, der Bericht hat weiters zu sagen

Die wenigen für Österreich derzeit verfügbaren Vermögensverteilungsdaten (Geld- und Immobilienvermögen) entsprechen internationalen Vergleichsdaten. So besitzen etwa in Deutschland die obersten 5% der Vermögenden einen Anteil amgesamten Nettovermögen von 46% – die obersten 1% sogar über 23%. Und die EZB kommt auf Basis anderer Datenquellen zu einer ähnlichen Anteilseinschätzung des Immobilienvermögens am gesamten Vermögen wie die OeNB.

Da haben wir noch einmal Glück gehabt: Nicht nur in Österreich verfügt eine Minderheit über eine Mehrheit des Reichtums. Auch in anderen Ländern sieht es ähnlich aus.

Diese kurzen Sätze zeigen klar das Perfide des Sparbudgets. Nicht die Vermögenden 10% die über den Grossteil des Reichtums verfügen werden ausgenommen: Es sind die sozial Schwachen!

Den Bericht gibt es hier zum Download und selber Schmökern: Sozialbericht 2009/2010
Wer was interessantes finden: Gerne kommentieren!

Die scheinheilige Allianz verscheuchen: Am 11.12

Posted in aktivismus, frauen, politik, sexismus, termin with tags , , , , , , , , , , , on Dezember 10, 2010 by stefon

Aufruf zur Gegenkundgebung gegen die frauenfeindliche ,,Mahnwache“ der AbtreibungsgegnerInnen um HLI, Jugend für das Leben und Co. am 11. Dezember 2010 um 17 Uhr beim Salzburger Landeskrankenhaus

Details auf der Homepage des Infoladen Salzburg

DerStandard again: Biologismus? Wasn das?

Posted in feminismus, medien, politik, sexismus with tags , , , , , , , , , on Dezember 9, 2010 by stefon

Der Biologismus ist eine philosophische und weltanschauliche Position, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche Zusammenhänge vordringlich durch biologische Gesetzmäßigkeiten zu erklären versucht.
[wikipedia]

Kurz gesagt: Verhaltensweisen von Menschen werden zurückgeführt auf biologische Unterschiede. Klassische Biologismen sind rassistische Aussagen über die Hautfarbe von Menschen oder die Zuschreibung von Eigenschaften aufgrund des Geschlechts.

Mensch könnte davon ausgehen, dass in einem „Qualitätsblatt“ wie dem Standard solche Erklärungsmodelle vorsichtig verwendet werden. Wie es um den österreichischen Journalismus steht, zeigt sich jedoch wieder am Beispiel eines Kommentars von Eric Frey im Standard (7/8.12). Anlass ist die Pisa Studie, in der gezeigt wird, dass männliche im Vergleich zu weiblichen Jugendliche höhere Leseschwächen haben.

Es gab Zeiten, da lebten Buben noch in Karl Mays Welten. Sie mögen zwar auch damals schon weniger freudig getratscht haben als gleichaltrige Mädchen, aber das Lesen war keinem Geschlecht vorbehalten. Die Leidenschaft galt dem Fußball, doch wenn es draußen regnete und im ORF nur der Seniorenclub lief, dann griff auch so mancher Sportlertyp zum Buch….
Der Bub kann seiner inneren Stimme folgen, und die sagt ihm, dass Lesen gar nicht cool ist. Die Pisa-Studie und andere Lesetests bestätigen bloß das, was Eltern mit männlichem Nachwuchs ohnehin täglich erleben.

Hier werden gleich mehrere Klischees bedient: Buben die Sport lieben und Mädchen die tratschen. Aber es geht weiter:

Warum Mädchen trotz aller Ablenkungen immer noch Bücher lieben – ist es angeborene Neugier, die Sehnsucht nach Träumen oder die Suche nach Stoff fürs Quatschen mit Freundinnen? -, ist nicht ganz klar.

Angeborene Neugier? Sehnsucht nach Träumen? Stoff fürs Quatschen? Wie klischeehaft kann mensch sein?

Zur Beruhigung der frustrierten Eltern: Nicht alle Buben mit Papierallergie werden asozial oder arbeitslos. Irgendwann holen sie gegenüber den Mädchen auf, schließen ihre Ausbildung ab und sind am Ende die Chefs der sprachaffinen Leserättinnen. Aber was sie bis dahin an ungelesenen Büchern versäumen, würde man ihnen gerne schon jetzt vermitteln.

Und in diesem Absatz werden Arbeitslose mit „asozialen“ verglichen. Und locker flockig über die strukturelle Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt gesprochen.

Das Ergebnis der PISA Studie bezogen auf die unterschiedlichen Lesefähigkeiten zwischen den Geschlechtern ist ein Thema über dass sich gut schreiben lässt und über das geschrieben werden sollte. Jedoch nicht in einem von Klischees überladenen Kommentar. Eric Frey hätte sich vielmehr mit den Ursprüngen dieser Unterschiede auseinandersetzen können, die nicht in den biologischen Unterschieden von Mann und Frau liegen, sondern in der Sozialisation (also wie mensch erzogen wird).

Und der letzte Absatz hätte gut dazu verwendet werden können sich zu fragen, warum Frauen trotz besser Fähigkeiten noch immer weniger verdienen.

Nein: Stattdessen wird gesudert, über den Kamm geschoren und allgemein verbreiteter Sexismus verbreitet.

Der Staat sorgt sich um sein Wachstum – und spart bei den Armen!

Posted in aktivismus, antikapitalismus, kapitalismus kritik, politik, soziales with tags , , , , , , , , on Dezember 6, 2010 by stefon

Auf der Demo gegen das Sparpaket am 27.11 in Wien wurde auch ein Flugblatt mit dem Titel „Der Staat sorgt sich um sein Wachstum – und spart bei den Armen!“ ausgeteilt.

Vor einigen Wochen hat die Bundesregierung ein Sparpaket ausgearbeitet. Dieses sieht Kürzungen in den verschiedensten Bereichen vor. Gespart wird vor allem bei Pflegebedürftigen und Familien, aber auch bei den Pensionen. Zudem werden Massensteuern erhöht (z.B. auf Benzin und Tabak)

Die aktuellen Kürzungen zeigen einmal mehr: Wer ein gutes Leben will kommt am Kampf gegen die Logik des Systems nicht vorbei. Unabhängig davon, ob man einen Systemwechsel oder nur wieder länger Familienbeihilfe will: Die PolitikerInnen hören nicht auf gute Ratschläge. Wenn sich etwas ändern soll, muss es gegen diesen Staat und seine VertreterInnen erkämpft werden!

Kann die Lektüre des Flugblattes nur empfehlen! Finde es recht eingängig und logisch geschrieben. Also auch für EinsteigerInnen geeignet. Wer ganz fleissig ist, kopiert das Flugblatt und teilt es aus!

Die negative Neidspirale

Posted in kapitalismus kritik, medien, soziales with tags , , , , , , , on Dezember 1, 2010 by stefon

Mensch würde ja annehmen dass es in unserer Gesellschaft darum geht, möglichst vielen Menschen ein angenehmes und erfüllendes Leben zu ermöglichen. Nicht nur dass dies wenig bis gar nicht funktioniert, arbeiten auch die Medien dagegen dieses Ziel als erstrebenswert zu sehen.

Ein Beispiel? Ein DerStandard Kommentar zum Thema Bildungskarenz

Es stimmt schon: Die meisten jener 7000 Arbeitnehmer, die heuer im ersten Halbjahr schon in Bildungskarenz waren, werden wohl keine Sozialbetrüger sein. So hoch ist das Arbeitslosengeld auch wieder nicht.

Na das ist ja schön dass zumindest nicht ALLE dieser Menschen die sich Bildungskarenz nehmen und dadurch auf Einkommen verzichten SozialschmarotzerInnen sind. (Abgesehen davon: Warum nehmen die Menschen meist Bildungskarenz: Um am Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein. Also auch ein Zwang.)

Eine verstärkte Kontrolle mit Sanktionsmechanismus ist also dringend nötig. Alles andere wäre eine Verhöhnung jener Arbeitssuchenden, die an jede zumutbare Stelle vermittelt werden und denen das Arbeitslosengeld gestrichen wird, sobald sie eine Stelle verweigern.

Soll also heissen: Arbeitslosen Menschen geht es dreckig. Die müssen jede (un)zumutbare Stelle annehmen um nicht das Arbeitslosengeld zu verlieren. Der Autor Günther Oswald prangert hier zurecht eine untragbare Situation an. Anstatt jedoch eine Verbesserung dieser Umstände zu fordern, will er andere Menschen in die selbe Situation bringen.

Quasi: Wenns anderen so schlecht geht, dann solls DIR aber auch nicht besser gehen.

Viel sinnvoller ist es natürlich gemeinsam und solidarisch für ein lebenswertes und angenehmes Leben zu kämpfen!