„Warum wir eine neue Wirtschaftsethik brauchen“, so lautet der Titel einer Veranstaltung des katholischen Bildungswerk Salzburg. Genauer geht es darum
Wirtschaftsethik fragt danach, ob die aktuellen Wirtschaftsprozesse gut sind, wie sie sind, oder was daran anders werden soll. An Diskussionen über Wirtschaftsethik beteiligen sich nur wenige Bürgerinnen und Bürger. Das ist schlecht für die demokratiepolitische Notwendigkeit, gerade auch Fragen des Wirtschaftens durch lebendige – eben auch zivilgesellschaftliche – Verständigungsprozesse zu begleiten, zu entscheiden und damit auch zu legitimieren. Dabei geht es um Fragen wie: Unter welchen Arbeits- und Einkommensbedingungen wird was produziert bzw. an Dienstleistungen bereit gestellt? Wie finanzieren sich Wirtschaftskreisläufe und welchen Einfluss hat das auf die Vermögens- und Einkommensverteilung? Welche Leistungen werden vorausgesetzt, aber nicht anerkannt? Welchen ,,Erklärungswert“ haben die herrschenden ökonomischen Theorien?
Spannend ist jedoch die Auswahl der GesprächspartnerInnen für die Diskussion. Einerseits Mag. Irene Schulte, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Salzburg. Andererseits MMag. Michael Hörl, Wirtschaftspublizist.
Während bei Irene Schulte klar ist, welche Position vertreten werden, ist das bei einem Wirtschaftspublizisten nicht ganz so sicher. Jedoch: Michael Hörl steht der Industriellenvereinigung nahe und sieht die Verantwortung für die Finanzkrise bei den „Kleinen“. (Siehe auch mein Beitrag über eine Veranstaltung mit ihm und der Industriellenvereinigung Salzburg: Die Gier der kleinen Leute).
Das katholische Bildungswerk stellt sich also die Frage, warum sich wenige BürgerInnen an der Diskussion über Wirtschaftsethik beteiligen. Und lädt zugleich zwei massive VertreterInnen der Wirtschaft ein. Anstatt also sich GesprächpartnerInnen in der politischen Szene Salzburg zu holen und kontrovers zu diskutieren, wird wieder Propaganda über das Gute des UnternehmerInnentums verbreitet. Gut gemacht katholisches Bildungswerk!