Archiv für März, 2012

DerStandard warnt: Sicherer Arbeitsplatz ist unsicherer Arbeitsplatz

Posted in kapitalismus kritik, medien, politik, soziales with tags , , , , , , , , on März 30, 2012 by stefon

Eric Frey, Redakteur des DerStandards schlägt wieder zu: Im Kommentar Feuerprobe für die Eurozone hetzt er gegen Gewerkschaften in Spanien und Italien. Der Kern seiner Aussage: Je restriktiver die Arbeitsmarktgesetze (sprich: Schutz vor Kündigungen, …) desto schlechter geht’s der Wirtschaft. Im Umkehrschluss: Nachdem nur die Wirtschaft Arbeitsplätze schaffen kann, muss alles getan werden damit es der Wirtschaft besser geht. Sprich: Arbeitsmarkt liberalisieren, also Kündigungsschutz und ähnliches aufheben.

Die Gewerkschaften in beiden Ländern laufen Sturm gegen die geplante Lockerung des Kündigungsschutzes, was angesichts der hohen Arbeitslosigkeit nicht überrascht. Aber dabei ist es gerade die katastrophale Lage am Arbeitsmarkt, die Reformpolitikern wie Mario Monti und Mariano Rajoy gar keine Wahl lässt, als das größte wirtschaftliche Tabu in ihren Gesellschaften frontal anzugreifen. Sosehr es viele nicht glauben wollen: Je besser Menschen mit festem Arbeitsplatz vor Kündigungen geschützt sind, desto geringer ist die Chance, dass andere je einen Job finden.

Natürlich nicht erwähnt wird zb: Je niedriger der Kündigungsschutz, desto niedriger die Löhne. Denn: Wer leichter entlassen werden kann, muss auch schlechtere Arbeitsbedingungen annehmen. Aber ein viel wichtigerer Punkt: Firmen stellen Menschen nur dann ein, wenn sich das für die Firmen lohnt. Nicht aus einer sozialen Ader heraus. Und klar ist: Wenn es der Wirtschaft in Spanien und Italien schlecht geht, also zb die Exporte in andere Länder zurückgehen, dann werden diese Firmen auch keine Menschen einstellen.

Wie so eine Arbeitsmarktreform in Spanien aussieht, zeigt ein Artikel im derStandard in der selben Ausgabe auf

Die Abfindungen für Entlassene werden auf etwas mehr als die Hälfte gesenkt. Künftig macht es keinen Unterschied mehr, ob ein Rausschmiss gerechtfertigt ist oder nicht. Dies stellte bisher ein Richter fest. Außerdem können Massenentlassungen bereits dann durchgeführt werden, wenn der Unternehmer für die nahe Zukunft Verluste befürchtet. Falls ein Betrieb drei Quartale lang rote Zahlen schreibt, können die Löhne einseitig gesenkt, die Arbeitszeit erhöht oder der Mitarbeiter in andere Landesteile versetzt werden. Wer damit nicht einverstanden ist, kann „sich selbst entlassen“, indem er die Abfindung kassiert und geht. Die Probezeit in kleineren Betrieben wird von drei Monaten auf ein Jahr erhöht. Für Menschen unter 30 sieht das Gesetz einen schlecht bezahlten, einjährigen Anlernvertrag vor.

Wer die Bezeichnung solch einer Reform als „Geschenk für die Lohnabhängigen“ (so wie Eric Frey das sieht) als zynisch empfindet, der sollte sich bewusst sein: Der Erfolg einer Firma, das Funktionieren einer nationalen Wirtschaft bewirkt nichts positives für Lohnabhängige. In den allermeisten Fällen (siehe auch Hartz IV in Deutschland), ist eine Verschlechterung der Situation der Lohnabhängigen eine VORAUSSETZUNG für das gute wirtschaftliche Abschneiden in der Konkurrenz.

Anleitung zum sicheren Job…

Posted in politik, soziales with tags , , , , , on März 25, 2012 by stefon

,,Lern was gscheits!“ – diesen Spruch kriegt man nicht erst seit heute zu hören. Seit eh und je soll mit diesem Spruch ausgedrückt werden, dass man, ausgestattet mit den richtigen Kenntnissen, in dieser Gesellschaft vorwärts komme. Wer über die richtige Qualifikation verfüge, bleibe von Arbeitslosigkeit und Armut verschont. So stellt sich vielen jungen Menschen Tag für Tag die Frage, was denn als Qualifikation zu werten ist. Hier die Antwort.

Die Antwort aus dem Blogeintrag Stichwort Qualifikation liest sich dann so

Es gibt hier also keine Sicherheit. Sicher ist nur eins: Wer vermögend auf die Welt kommt, kann auch vorbiblische Geschichte studieren oder mittelalterliche Lyrik — denn der muss seine Arbeitskraft ja nicht anderen verkaufen. Da stellt sich die Frage nach einer Qualifikation gar nicht erst.

Wer neugierig ist wie es zu dieser Antwort kommt, wie das argumentiert wird, sollte sich den ganzen (nicht all zu langen) Text durchlesen.

Wasser sparen und Spenden für eine besser Welt

Posted in aktivismus, politik with tags , , , , on März 21, 2012 by stefon

Auch kleine Dinge können die Welt verändern wird gesagt. Und sei es nur dass genug Menschen Wasser sparen oder jeder und jede etwas vom hart ersparten Geld spendet. Wer jedoch genauer hinsieht wird erkennen,: Nicht nur dass diese Dinge oft keine Wirkung zeigen, sie machen die Welt sogar oftmals schlechter.

Dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BdEW) zufolge verbraucht die öffentliche Wasserversorgung lediglich 2,7 Prozent der 188 Milliarden Kubikmeter Wasser, die hierzulande zur Verfügung stehen. Das Wasser über Leitungen in trockenere Gegenden zu leiten, wäre extrem unwirtschaftlich. Und es wäre kein Trinkwasser mehr, bis es dort ankommt. Deshalb nützt das Sparen von Wasser in Deutschland zur Vermeidung von Konflikten im Sudan in etwa in dem Ausmaß, in dem hungernde Kinder in Afrika davon profitieren, dass deutsche ihren Teller leer essen.

Wird weniger Wasser verbraucht, steigt zudem der Grundwasserspiegel in Städten, was schwere Schäden an Gebäuden verursachen kann. In Berlin musste man deshalb sogar eine Grundwassersteuerungsverordnung erlassen und für viele Millionen Euro Regulierungsanlagen bauen, die den Grundwasserspiegel künstlich niedrig halten.

[Quelle: Telepolis: Das Märchen vom leer zu essenden Teller und den hungernden Kindern in Afrika]

Auch die kleine Spende jeden Monat und eine grössere zu Weihnachten hat oft Konsequenzen, die das Leben vieler Menschen nicht nur nicht besser, sondern schlechter macht. Im Buch Die Mitleidsindustrie von Linda Polman kann nachgelesen werden, wie Spenden Bürgerkriege verlängern und wie sie die Wirtschaft sogenannter 3. Welt Länder systematisch zerstören.

Damit soll natürlich nicht Apathie gepredigt werden. Nicht Depression aufgrund der „Schlechtigkeit der Welt“ sollte die Konsequenz sein, sondern die Analyse der Gründe für diese Zustände.

Freie Bildung ist wie Verschwenden von Nahrung

Posted in antikapitalismus, politik with tags , , , on März 18, 2012 by stefon

… das könnte mensch als Quintessenz des Leserbriefs Studieren ohne Gebühren? von Klaus Schredelseker im derStandard verstehen. Sofort im Anfang seines Textes argumentiert er dies so

Oft heißt es, Bildung sei ein so hohes Gut, dass man sie nicht der kalten Logik reinen Wirtschaftlichkeitsdenkens überantworten dürfe. Natürlich ist Bildung ein sehr hohes Gut, aber noch wichtiger ist eine gesunde Ernährung. So wichtig sogar, dass niemand auf die Idee käme, Lebensmittel kostenlos anzubieten, denn jeder weiß, dass dies mit einer erheblichen Ressourcenvergeudung einherginge. Warum aber lassen wir Vergeudung im Bereich Bildung zu?

Es wäre jedoch zu billig hier nun zu sagen: Wer so einen Vergleich macht, der oder die disqualifiziert sich von selbst. Denn mit seiner Argumentation zeigt er zugleich einen Widerspruch bei vielen Unibrennt und Anti-Studiengebühren AktivistInnen auf. Diese fordern ja wirklich einerseits freie kostenlose Bildung für alle, an der Warenförmigkeit (sprich: der Notwendigkeit für die Ware zu zahlen) von Nahrung, haben sie selten etwas auszusetzen.

Dabei geht es mir nicht darum FÜR Studiengebühren zu plädieren. Wichtig ist mir aber auch zu sagen: Wer bei seiner Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen Studiengebühren herauspickt und als Skandal präsentiert, die grundlegenden wirtschaftlichen Regeln (Profitzwang, Erpressung durch Privateigentum, Bedürfnisse ohne Kaufkraft zählen nichts, …) aber unbeachtet lässt, der agiert zynisch.

Denn genau die Argumentation die Bildung zu einem knappen Gut macht, erlaubt es dass Menschen ohne Geld vor vollen Supermärkten (ver)hungern. Wer eine Kritik an der Warenförmigkeit der Bildung hat, muss die Ware an sich (sprich: Produkte werden nur produziert, solange sie Profit versprechen) kritisieren.

Zu guter letzt möchte ich natürlich noch auf eine Frechheit hinweisen, die Karl Schredelseker in seinen ersten paar Sätzen verpackt hat.

denn jeder weiß, dass dies mit einer erheblichen Ressourcenvergeudung einherginge.

Mit dieser Aussage macht sich dieser Mann selbst lächerlich. Denn schon vor We feed the World und ganz sicher danach ist es klar, dass Nahrung in unserer Gesellschaft verschwendet wird. Gerade WEIL sie verkauft wird. Weil sie eben für den Profit produziert wird und NICHT für die Bedürfnisse der Menschen.

Vortrag: Fairtrade? Regional Einkaufen? Konsumverzicht? Nein danke!

Posted in antikapitalismus, politik with tags , , , , , , , , , , , on März 11, 2012 by stefon

Immer wieder mahnen gesellschaftskritische Menschen „besseren Konsum“ an. Sei es, dass sie zum Kauf von „Fair trade“-Waren aufrufen, sei es, dass es wieder einmal ein Unternehmen zu boykottieren gilt. Auch im Zusammenhang mit der zunehmenden Umweltverschmutzung ist das Konsumverhalten immer wieder Thema.

Wir wollen an diesem Abend die provokante These vertreten, dass diese Art der Konsumkritik eine gut gemeinte, aber nichtsdestotrotz grundfalsche Variante der allseits beliebten „Der Kunde ist König“-Ideologie ist.

Wann: Mittwoch, 14. März · 19:00
Wo: Sub Salzburg – Müllner Hauptstraße 11b, 5020 Salzburg

Quelle: Basisgruppe Gesellschaftskritik Salzburg