Archiv für Januar, 2014

Alle scheiße außer Papa Staat?

Posted in politik with tags , , , , , , , on Januar 28, 2014 by stefon

Auch dieses Jahr fand er wieder statt. Trotz anhaltender Proteste in der Form von Kundgebungen und Demonstrationen, fand auch dieses Jahr wieder der Akademikerball der FPÖ  (früher: WKR Ball) in Wien statt. Kritik an diesem Ball gibt es zuhauf. Und auch die Bandbreite der Gründe diesen Ball abzulehnen ist groß. Geht es den einen darum die „Krake des Faschismus am Sekt süffeln und die Demokratie zu zertreten“ zu hindern, andere wiederum gehen das ganze etwas weniger pathetisch an und wollen schlicht die Vernetzung recht(sextremer) PolitikerInnen verhindern. Neben diesen bürgerlich-liberalen Kritikpunkten scheinen es andere Gruppierungen bei den Demonstrationen gegen den Ball auch grundsätzlicher anzugehen.

Neues gibt es in der Zwischenzeit auch vom Protestzug, der von Wien-Mitte losgezogen ist. Dort scheint sich der „Schwarze Block“ unter die Demonstranten gemischt zu haben und für Verwirrung zu sorgen. Einerseits wird Pyrotechnik gezündet und gegen das Vermummungsverbot verstoßen, andererseits scheint eine Themenverfehlung vorzuliegen – die Demonstranten machen nicht Stimmung gegen den Akademikerball, sondern für den Kommunismus.
[heute.at]

Doch um die Gründe den Ball zu kritisieren und dagegen aufzutreten soll es hier erstmal nicht gehen. Denn spannend ist es, wie mit den Folgen der Demonstrationen umgegangen und darüber gesprochen wird. Denn nicht jedeR beschränkte sich darauf die Wut über rechtes Denken in Demosprüchen und Transparenzen auszudrücken – es gab auch handfestere Aktionen. Kurz gesagt: Sachbeschädigungen.

Sachbeschädigungen in der Innenstadt konnten dadurch aber nicht verhindert werden: Elf Polizeiautos wurden zerstört, bei der Polizeiinspektion Am Hof wurden alle Scheiben eingeschlagen, berichtete der Sprecher. Glas ging auch bei vielen Innenstadt-Firmen, Banken oder auch den Büros der OPEC zu Bruch. Zudem seien bei vielen Privatautos Scheiben eingeschlagen oder Spiegel abgerissen worden.
[derstandard.at]

Weniger spannend ist dabei die Kritik von konservativer und rechter Seite. Viel erhellender und interessanter sind die Aussagen und die Empörungen seitens „friedlicher“ DemonstrantInnen bzw. Menschen welcher dem Anliegen gegen den Ball vorzugehen solidarisch gegenüber stehen, sich jedoch von den „Randalen“ abgrenzen. Dabei distanzieren sich viele jedoch nicht vom Ausmass der Beschädigungen, den „falschen“ Zielen oder auch dem konkreten Zweck der Zerstörung des Privateigentums. Nein, wer den Hashtag #nowkr auf Twitter während der Demonstration und danach und Diskussionen auf Facebook verfolgte, der oder die musste feststellen: Es geht um eine ganz grundsätzliche Kritik an Gewalt, in diesem Falle Sachbeschädigungen.

Kurz gesagt: Auch wenn „nur“ eine handvoll Blumentöpfe umgeschmissen worden wären, hätte diese grundsätzliche Kritik die da geäußert wurde, stattgefunden. Das Beispiel mit den Blumentöpfen ist übrigens ganz konkret so passiert. Heute.at beispielsweise verwendete ein spannendes Bild um ihren Artikel mit dem Titel „Gewalt eskalierte bei den Akademikerball-Demos“ zu illustrieren.

"Gewalt" eskalation beim Winer Akademikerball 2014

„Gewalt“ eskalation beim Winer Akademikerball 2014

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Keine Hommage an die höheren Werte

Posted in aktivismus, antikapitalismus, politik with tags , , , , , , on Januar 5, 2014 by stefon

Ehrlichkeit, Rücksichtnahme, Bescheidenheit und manch andere Werte sollten in dieser Gesellschaft vorherrschen. Egal ob im Zwischenmenschlichen in Familie oder auch am Arbeitsplatz. Doch oft scheinen diese Werte nichts zu gelten. Es wird gelogen, Rücksichten werden nicht genommen und Gier ist überall zu finden. So ist es auch kein Wunder dass vieles in dieser Gesellschaft falsch läuft. Die Mieten steigen, die Arbeitslosigkeit nicht sinkt, die PolitikerInnen nicht das Einhalten was sie versprechen. Also ist geboten diesen hohen Werten zum Durchbruch zu verhelfen. Jeder kleine Schritt, jede ehrliche, rücksichtsvolle Handlung im alltäglichen Leben trägt ein kleines Stückchen dazu bei, die Gesellschaft ein wenig besser zu machen….

So argumentierten manche/viele.  Ich möchte hier ein paar Argumente dazu liefern, warum es nicht der Mangel an hohen Werten ist, der in dieser Gesellschaft zu so viel schädlichen führt. Ganz im Gegenteil ist es der unbedingte Willen diese höheren Werte im Alltag durchzusetzen, die diese Gesellschaft und ihre unangenehmen Seiten aufrecht erhält.

Zuvor jedoch eine kurze Klarstellung: Ich plädiere nicht für Unehrlichkeit zwischen FreundInnen, nicht für rücksichtsloses Verhalten in der Familie. Ich plädiere (und das ist nun ein kurzer Vorgriff) für einen differenzierten Umgang mit diesen hohen Werten und der Einsicht in deren mangelnde Effektivität im politischen.

Wer für die oben genannten höheren Werte eintritt, will sie im ganzen Leben umgesetzt haben. Und das beinhaltet natürlich auch das Arbeitsleben (welches ja doch einen guten Teil des Lebens einnimmt). Auch dort soll durch ein moralisch einwandfreies Verhalten Harmonie und Freundschaft vorherrschen. Denn klar ist vielen: Konkurrenz, die Unehrlichkeit gegenüber KundInnen und das schlecht behandeln von Lohnabhängigen ist keine Ausnahme. Doch diese negativen Verhaltensweisen sind nicht auf moralisch verkommene Subjekte zurückzuführen, sie entstehen nicht aus „bösen Willen“, sondern schlicht, einfach und schlimm genug aus der Art und Weise wie die Ökonomie, die Art und Weise wie hier gewirtschaftet wird, organisiert ist. Das möchte in an zwei kurzen Beispielen erläutern. Weiterlesen